Teil 5 - San Agustin Etla (Fortsetzung)
Am 18. März 2020 sind wir in San Agustin Etla angekommen und wegen Covid-19 hier geblieben. Geplant war dies nicht so, aber es hat uns ermöglicht, einmal das Leben in einem mexikanischen Dorf intensiver zu erleben. In Teil 4 berichten wir von den ersten neun Wochen. Am 19. Mai erfuhren wir aus den Nachrichten, dass die USA die Grenze zu Mexiko geschlossen hat - gemäss aktuellem Stand bis zum 22. Juli 2020. Für uns bedeutet dies, dass wir nicht bis zum Ablauf unserer halbjährigen Aufenthaltsberechtigung in Mexiko am 20. Juni ausreisen können, und darauf hoffen, dass diese verlängert wird.
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26.6.20 | Heute fahren wir zum zweiten Mal zum Immigrationsbüro nach Oaxaca mit einem Stapel unterschriebener Formularen unter dem Arm. Der Himmel ist ungewohnt trübe und wir fragen uns, ob dies nun die angekündigte Saharastaubwolke ist. Beim Eingang des Bürogebäudes wird uns mitgeteilt, dass dieses wegen dem Erdbeben vor drei Tagen geschlossen sei, weil es auf Schäden überprüft werden müsse. Also kehren wir um und fahren zurück zum Campingplatz mit seinen verschiedenartigen Haustieren. Als Trost können wir uns dort auf frisch geerntete Bananen freuen. |
25.6.20 | Kleine Nachtmusik |
24.6.20 | Hier blühen immer neue Blumen und viele verschiedenartige Schmetterlinge fliegen herum. |
23.6.20 | Um ca. 10:30 Uhr rüttelt es kräftig an unserem Fahrzeug und wir sehen, wie die Nachbar/innen in die Mitte des Platzes rennen. Im Nachhinein erfahren wir, dass dies ein Erdbeben der Stärke 7.5 war, dessen Epizentrum 250 km im Süden von uns lag. |
22.6.20 | Bereits über drei Monate sind wir in San Agustin Etla, waren aber noch nie in der nur 18 Kilometer entfernt gelegenen Stadt Oaxaca de Juárez. Nun ist unsere Aufenthaltsbewilligung abgelaufen, und wir müssen zur Immigrationsbehörde. Dort werden wir schnell und freundlich empfangen, und erhalten Anweisungen, was wir beim nächsten Mal alles mitbringen müssen. In der Stadt sind die Strassen leer und die Läden, Restaurants, Museen und Galerien zu. Bereits wegen Covid-19 abgesagt ist auch das als brilliant beschriebene Fest des Volkstanzes Guelaguetza, welches jeweils Ende Juli stattfindet. Nur vor den Banken warten viele Menschen geduldig in langen Reihen. Amalie, welche uns in die Stadt gebracht hat, erklärt, dass hier viele Leute kein Internet hätten, und für Überweisungen an die Bankschalter gehen müssten. Und so ist das Leben in der Stadt zur Zeit nur ein Schatten des Üblichen mit dem Vorteil, dass wir die noch offenen Kirchen fast für uns alleine haben. |
20.6.20 | Ebenso exotisch wie Kakteen sind für uns Bananensträucher. Jeden Morgen werden sie von Kolibris besucht. |
18.6.20 | Gestern haben wir wieder einmal einen Ausflug in die Umgebung gemacht (Ausflüge sind für uns nicht so einfach, weil wir eine einheimische Begleitung brauchen, damit wir in unser immer noch abgeriegeltes Dorf zurückkehren können). Es hat gut getan, aus sicherer Distanz das pulsierende Leben zu spühren. |
16.6.20 | Nach drei Monaten Standby sind nicht nur wir etwas eingerostet ... |
15.6.20 | Unsere bisherigen Übernachtungsplätze in Mexiko sind in einem "Film" zu sehen. |
13.6.20 | Die Häuser unseres mexikanischen Dorfes sind nicht für die Ewigkeit gemacht. Sie wachsen organisch und Anbauten werden an Anbauten gebaut - ungezügelt von Baubehörden und ungeformt von Architekten. Erkennbar sind trotzdem Schönheitssinn, Fantasie, Freude an Farben und die Bereitschaft, das eigene Werk in die Umgebung einzuordnen. |
10.6.20 | Am 26. Mai berichteten wir darüber, dass unsere Mitfahrt auf dem Frachtschiff Ende Oktober 2020 wegen Covid-19 storniert wurde. Wir waren verärgert, dass wir für die bereits bezahlte Reise nur einen Gutschein fürs kommende Jahr erhalten sollten. Seabridge konnte inzwischen bei Grimaldi Lines erwirken, dass wir unser Geld bis auf zehn Prozent wieder zurück erhalten. Vielen Dank an Seabridge für den grossen Einsatz, welcher dafür notwendig war! |
9.6.20 | In unserem Dorf gibt es viele Bewässerungskanäle gesäumt von Schilf. Jetzt in der Regenzeit wuchert dieses Rohr und wird häufig geschnitten, weil es nach starkem Regen die Wege unpassierbar macht, die Kanäle überwuchert und als Baumaterial für Gartenhäge und einfache Gebäude geschätzt wird. |
8.6.20 | Carnitas: Wegen Covid-19 sind die Restaurants geschlossen, Take-away ist aber möglich. Und so haben wir begonnen, bei einer Familie einzukaufen, welche sonntags jeweils Costilla (Spare Ribs) grilliert. Aufgefallen ist uns dort ein Zuber mit einem übergrossen Recheaud, von dem Ruth dachte, er sei fürs Wäschekochen. Letztes Mal sagte die Frau, dass es nächsten Sonntag Carnitas gebe (Ruth stellte sich unterschiedliche Fleischstücke auf einem Grill vor ...). Falsch: Für Carnitas kam der geheizte Zuber zum Einsatz. In der Brühe lag wohl fast alles vom Schwein vom Kopf bis zum Ringelschwänzchen. Der Geruch erinnerte uns daran, dass wir bei der Pilgerstätte Sanctuario de Plateros bereits einmal derart zubereitete Schweinshaxen gegessen hatten. Die Männer, welche das Carnitas kochten, packten uns leider weder Augen noch Gekröse ein, sondern Haxen und Nieren. Wir haben mit Hilfe des Hundes Pepino alles gegessen, und das nächste Mal werden wir wieder Costilla kaufen. |
5.6.20 | Eigentlich verläuft hier in San Agustin Etla nach drei Monaten alles in inzwischen gewohnten Bahnen, und trotzdem bietet jeder Tag Bemerkenswertes. |
3.6.20 | Mitten in "unserem" Dorf steht eine alte, verfallene Fabrik. Sie weckt unser Interesse, weil sie ein ziemlicher Fremdkörper an einem Ort ist, welcher von Indios bewohnt und nach indigenem Gewohnheitsrecht verwaltet wird. Informationen gibt es nur über die zweite Textilfabrik im Dorf, welche denselben Besitzer zu haben schien, und als Artcenter restauriert wurde. Die Geschichte gleicht ganz jener des Tösstals, wo wir lange Zeit gewohnt haben: Die früheren Fabrikanten - in diesem Falle Spanier - legten Wasserkanäle an, bauten Wohnhäuser und produzierten günstig dank niedrigen Löhnen und Kinderarbeit. Im fruchtbaren Tal von Oaxaca sehen wir weitere spanische Gebäude, unter anderem eine verfallene Hacienda, bei der wir uns fragen, ob der Grossgrundbesitzer vor Jahrzehnten enteignet wurde. Noch viel älter ist die Kirche des Sanctionario Las Peñitos, welche Spanier auf eine Pyramide der Indios gebaut haben. |
31.5.20 | Allein in einem fremden Land? Fehlanzeige: Wir haben durchaus viele Kontakte und fühlen uns keineswegs einsam beziehungsweise zweisam! Auf dem Campingplatz sind unabhängig voneinander zwei junge Männer hinzugekommen - beides Mexikaner. Diese und die Betreiberin sprechen sehr gut Englisch. Ruth spricht zudem für den Hausgebrauch Spanisch und sonst verständigen wir uns mit Händen und Füssen. |
28.5.20 | Aufgrund zusätzlicher Informationen haben wir uns entschlossen, hier nochmals einen Monat auszuharren und abzuwarten, ob sich eine Öffnung der Grenze zur USA abzeichnet. Also haben wir viel Zeit, die Tiere in unserer Umgebung zu beobachten. |
26.5.20 | Gestern war ein schwieriger Tag für uns: Am frühen Morgen erhalten wir die Nachricht von Seabridge, wo wir auf Ende Oktober 2020 die Schiffsreise von Halifax zurück nach Europa gebucht haben, dass die Reise nur für unser Fahrzeug klappt nicht aber für uns beide. Grimaldi Lines hätten für dieses Jahr die Beförderung von Passagieren auf ihren Frachtschiffen abgesagt, was wir gut verstehen können. Für die abgesagte - und von uns bereits bezahlte - Reise gäbe es einen auf unseren Namen ausgestellten Gutschein, welchen wir 2021 einlösten könnten - allerdings ebenfalls nur für die Mitfahrt auf einem Frachtschiff. Verteilt würden die Kabinen im kommenden November. Jetzt sind wir ordentlich wütend, weil dies überhaupt nicht das ist, was wir brauchen! Sollen wir nun im besten Fall zwei Monate länger in Nordamerika bleiben, wobei unsicher ist, ob wir eine entsprechende Aufenthaltsbewilligung erhalten werden? Sollen wir unser Fahrzeug in Mexiko stehen lassen, in die Schweiz zurückfliegen, und nächstes Jahr wieder kommen? Sollen wir das Geld ans Bein streichen, nur das Fahrzeug verschiffen und selber zurück fliegen? Wenn ja: Verschiffen von Halifax/Kanada, oder von Veracruz/Mexiko? Diese Fragen stehen im Moment im Raum und wir haben sie noch nicht beantwortet. Das zweite Übel hat sich schon längere Zeit angekündigt: Unser Kühlschrank und das Gefrierfach waren zunehmend nur noch Schrank und Fach, ohne Kühlung und Gefrierung. Markus vermutete einen Mangel an Kühlmittel, welcher in der momentanen Low-Tech-Umgebung wohl kaum zu beheben gewesen wäre. Recherchen im Internet ergaben dann jedoch, dass bei Kompressor-Kühlschränken der häufigste Grund für dieses Problem verschmutzte Kondensatorspulen sind. Also hat Markus heute den Kühlschrank ausgebaut, die Rückseite gereinigt und zur besseren Belüftung gleich noch einige Löcher ins tragende Brett gebohrt - wie es scheint, mit vollem Erfolg! |
24.5.20 | Verliebt in Kakteen |
22.5.20 | Das Leben auf dem Campingplatz verläuft in unspektakular schönen Bahnen. Dazu haben wir einen kleinen Film zusammengestellt. |
20.5.20 | Vor neun Wochen sind wir hier in San Agustin Etla angekommen. Damals waren alle Flächen gelb und dürr, welche nicht künstlich bewässert wurden. Vor 1.5 Monaten begann es regelmässig zu regnen und alles spriesst und wächst. |