Teil 4: Pyrenäen, Mittelmeer und Heimfahrt
Am 6.11.21 erreichen wir - immer noch in der Region Nouvelle Aquitaine - die Pyrenäen. Diesen folgen wir ostwärts und überqueren am 13.11. die Grenze der Region Occitanie, kommen ans Mittelmeer und kehren am 2.12.21 zurück in die Schweiz.
2.12.21 | Heimfahrt: In Sète werfen wir einen letzten Blick Richtung Meer und fahren auf direktem Weg in die Schweiz. Bei Chambéry fängt es an zu regnen. In der Nähe der Schweizer Grenze suchen wir einen Übernachtungsplatz und gehen früh ins Bett. Damit wir gut über die Grenze kommen, fahren wir am nächsten Tag bereits um 4 Uhr ab, kommen erst nach Bern in den morgendlichen Verkehr und sind bereits um 10 Uhr zuhause. | |
30.11.21 | Sète: Die Landschaft zwischen dem Cap d'Agde und Sète sieht bereits auf der Landkarte interessant aus. Da ist landseitig eine grosse Lagune, welche vom Mittelmeer durch eine Sandbank getrennt ist. Auf dieser verbringen wir eine Nacht und wir haben noch nie einen Strand mit so vielen Muscheln gesehen. Recht weit ist der Weg zur Lagune, da die direkte Verbindung durch eine doppelspurige, dicht befahrene Zugstrecke versperrt ist. Der Weg lohnt sich aber: Hinter den Gleisen wechseln sich Rebfelder und Schilfgürtel ab gefolgt von salinenartigen Becken mit Flamingos. Alles in allem ein schöner Ort, wo wir durchaus noch länger hätten bleiben können. Nach einer Nacht fahren wir dann aber trotzdem weiter nach Sète, wo wir sehen wollen, wo die Boote des Canal du Midi ins Mittelmeer kommen. Als erstes fallen uns beim Ankommen die beiden riesigen Fähren auf, welche nach Marokko pendeln, und gegenüber finden wir einen Platz zum Bleiben. Danach gehen wir dem Canal Royal entlang, welcher die Lagune mit dem Meer verbindet, und fühlen uns zeitweise nach Venedig versetzt. Am Pointe Courte bläst ein bissiger Wind und bläht die zum Trocknen aufgehängten Netze auf. Wir wärmen uns in einem Fischrestaurant auf. | |
28.11.21 | Cap d'Agde: Das Cap ist ein seit 1960 entstandener Ferienort mit verschiedenen Stadtvierteln in unterschiedlicher Bauweise. Wir haben die Sandstrände, Strassen und Parkplätze fast für uns alleine, und die allermeisten Läden und Restaurants sind geschlossen. Etwas ganz besonderes ist das Village Naturiste im Norden der Stadt, welches die meistbesuchte FKK-Anlage der Welt sein soll. Wir gehen hin, bezahlen je 8 € Eintritt und erhalten den Eindruck, dass es sich dabei mehr um einen riesigen Swinger-Club handelt aus um Naturismus als Lebensstil, welcher in seiner ehemaligen Form zur Askese tendierte (zum Beispiel kein Alkohol und Nikotin, vegetarische Ernährung). Jedenfalls sehen wir verschiedene Lokale aus dem Rotlicht-Milieu, jedoch keine vegetarischen oder vegane ... | |
26.11.21 | Canal du Midi: Nach dem 48-stündigen, starken Regenfall kommen erste Sonnenstrahlen hinter den Wolken hervor und wir ziehen weiter. Besonders sehenswert sind in der Gegend von Béziers verschiedene Bauwerke des Canal du Midi: ein Kanaltunnel, eine Kaskade von Schleusen (9 Ecluses), eine Kanalbrücke über den Fluss Orb und eine Kreuzung des Kanals mit dem Bach Libron. | |
24.11.21 | Gruissan und weiter: Wir sind immer noch in Gruissan und eigentlich gäbe es genug zu entdecken, um eine ganze Woche oder länger zu bleiben. Im Schnellzugstempo machen wir eine Rundtour: Fischerdorf, römische Ausgrabungen, Weinberge, Blick aufs Städtchen Gruissan und Besichtigung. Danach geht es dem Meer entlang weiter, bis es stark zu regnen beginnt. Im ausgestorben wirkenden Ferienort Saint-Pierre-La-Mer lassen wir uns nieder und bleiben zwei Nächte. | |
22.11.21 | Ans Mittelmeer: Wir freuen uns nochmals eine neue Landschaft kennen zu lernen. Durch Weinbaugebiete des Languedoc fahren wir ostwärts nach Gruissan. Hier parkieren wir direkt am Wasser - allerdings ist es jenes einer Saline und einer Lagune - und nicht des Mittelmeers. Zu Fuss geht es auf Dämmen und vorbei an Flamingos zu einer riesigen, sandigen Ebene und schlussendlich ans Meer. | |
20.11.21 | Nach Carcassonne: Unseren Standplatz in der Höhe verlassen wir nach zwei Nächten bei strahlend schönem Sonnenschein, und fahren ins Tal des Flusses Aude, wo sich gerade der morgendliche Nebel auflöst. Im Ort Quillan ist Samstagsmarkt und wir besuchen ihn. Dabei fallen uns die vielen englisch-sprechenden Leute und zwei Immobilien-Vermittlungen mit englischen Namen auf. Für diesen Ort scheint es eine Win-Win-Situation zu sein: Engländer*innen finden hier ein günstiges Haus in schöner Umgebung, und der Ort sowie seine Bausubstanz erhalten eine Blutauffrischung. Für uns geht es mit Zwischenhalt bei einer Wäscherei nach Carcassonne. Alles in allem ist es nur eine Stunde Fahrzeit - zu wenig, um unsere Womo-Batterien aufzuladen. Also suchen wir einen Campingplatz auf - um dort festzustellen, dass es gar keine Stromanschlüsse hat. Nun: Für heute reicht die Ladung noch, aber morgen müssen wir nach der Besichtigung der Festung weiterfahren. | |
18.11.21 | Weiter Richtung Carcasonne: Am Morgen zeigt sich unser Übernachtungsort Taracon-sur-Ariège im wunderbarsten Sonnenschein und verlockt nochmals zu einem Spaziergang. Dann geht es weiter nach Foix, welches für sein Château bekannt ist. Dieses ist jedoch geschlossen und so umkreisen wir es und verrenken unsere Hälse, um es von unten her anzuschauen. Auf der Weiterfahrt sieht die Landschaft aus wie im Jura und es gibt - genau wie die Quelle des jurassischen Flusses Doubs - die Fountaine de Fontestorbes, bei welcher ein beachtlicher Fluss dem Fels entspringt. Sind wir noch in den Pyrenäen? Gibt es analog den Voralpen auch "Vorpyrenäen"? Wie dem auch sei: Die immer noch herbstlich bunte Landschaft gefällt uns und wir übernachten oberhalb der Stadt Quillan, von wo wir den ganzen Talkessel überblicken können. | |
17.11.21 | Zurück nach Frankreich: Bei schönstem Wetter verlassen wir Andorra, fahren über den Pass Port d'Envalia und tauchen kurz danach in den Nebel ab. Dann geht es zurück durch immer noch bunt bewaldete Hügel nach Taracon-sur-Ariège mit seinem geschichtsträchtigen aber fast ausgestorbenen Dorfkern. | |
16.11.21 | Andorra und seine Hauptstadt: Gemäss Wikipedia lebten im Fürstentum Andorra 1950 erst 6'000 Menschen. In den folgenden Jahrzehnten erlebte das Land einen beispiellosen Zuwachs: Inzwischen sind es rund 80'000 Einwohnerinnen und Einwohner, zu welchen jährlich rund 10 Millionen Touristen kommen. Bekannt ist das Land als Wintersportdestination sowie für günstige steuerliche Bedingungen und zollfreie Waren (zum Beispiel Spirituosen, Tabak, Treibstoff). Heute besuchen wir die Hauptstadt Andorra La Vella. Wie für den Rest des Landes, welches wir gesehen haben, gilt: Der Besuch war interessant, einen Ort zum längeren Verweilen haben wir jedoch keinen gesehen. | |
15.11.21 | Auf nach Andorra: Weiter geht es Kurve um Kurve bergauf und bergab. In den Tälern gibt es jeweils Dörfer, welche vom Aussterben bedroht zu sein scheinen. Inzwischen hat es begonnen zu regnen und bei unserem Mittagshalt kommt der nasse deutsche Velo-Pilger Rolf mit uns ins Gespräch (ach, wie lieben wir doch unser gemütlich warmes und trockenes Wohnmobil!). Auf dem Pass Port de Lers (1'517 m) übernachten wir, was sich im Nachhinein als keine gute Idee heraus stellt: Im Laufe des Abends beginnt es zu schneien und wir schlafen schlecht aus Sorge, dass wir zugeschneit werden könnten und die Passstrasse geschlossen wird. Am Morgen zeigt es sich dann aber, dass Fahrer und Fahrzeug der Situation gewachsen sind, und beide bringen uns sicher ins Tal hinunter. Von dort geht es bei guten Strassenverhältnissen weiter. Kurz vor Andorra zweigen wir in einen Tunnel ab und merken beim Verlassen, dass dieser nach Spanien führt. Die gleiche Strecke zurück fahren wollen wir nicht und nehmen deshalb die Strecke über den Col de Puymorens. Nach der Grenze erwischen wir den richtigen Tunnel und dann geht es talabwärts, wo sich Skiorte an Skiort reiht. Kurz vor der Hauptstadt des Fürstentums finden wir nach ziemlich stressigen Suchen einen Übernachtungsplatz. | |
13.11.21 | Weiter entlang der Pyrenäen: Gerne möchten wir mit der Seilbahn auf den Pic du Midi (2'877 Meter) und fahren deshalb an die Talstation, welche im Wintersportort La Mongie liegt. Was wir übers Internet nicht herausgefunden haben, erfahren wir im zweiten Anlauf hier: Die Seilbahn fährt erst Ende November wieder. Macht aber nichts: Die Fahrt hierher war schön (die Landschaft erinnerte uns an jene des Kantons Glarus ...), die Nacht auf 1'750 Metern ist ruhig und die Nebelschwaden ziehen rechtzeitig ab und machen den Blick auf einen prachtvollen Sternenhimmel frei (kein Wunder, gibt es auf dem Pic du Midi ein astronomisches Oberservatorium ...). Heute geht es dann kurvenreich weiter, den Col d'Aspin und Col de Peyresourde hinauf und wieder hinunter. Bei letzterem überqueren wir die Grenze der Departemente Hautes Pyrénées und Haute Garonne. Damit verlassen wir auch die an den Atlantik stossende Region Nouvelle-Aquitaine und kommen in jene von Occitanie, welche ans Mittelmeer grenzt. | |
11.11.21 | Lourdes: Den heutigen Tag widmen wir dem Besuch des Sanctuaire Notre Dame de Lourdes mit den verschiedenen Basiliken, der Wallfahrtsgrotte, den "Bädern" (zum Abfüllen von Wasser) und den Kerzenständern. Viele Äusserlichkeiten erinnern uns an Ähnliches, welches wir in Asien in diversen Tempelstätten gesehen haben. | |
10.11.21 | Pilgerorte: Bétharram war ein wichtiger Pilgerort bevor ihn das nur 16 km entfernte Lourdes in seinen riesigen Schatten stellte. Die Kirche mit dem goldig geschmückten Innern und der Kreuzweg gefallen uns (der katholisch aufgewachsenen Ruth ein bisschen mehr als dem protestantischen Markus ...) und es lohnt sich, die geheimnisvoll beleuchteten Kreuzwegstationen im Dunkeln nochmals zu besuchen. In der Nähe des Ortes gibt es begehbare Grotten, welche jedoch seit Anfang November geschlossen sind. Nachdem wir klein angefangen haben, sind wir nun eingestimmt auf Lourdes (13'000 Ew.), welches gemäss Wikipedia nach Paris jährlich die meisten Übernachtungen Frankreichs zählt. Als erstes machen wir einen Rundgang durch die Stadt und in der Tat: Es gibt sehr viele Hotels (mit 12'000 Betten)! Die meisten davon sind geschlossen und wir müssen auch suchen, bis wir ein offenes Restaurant finden. An unserem ersten Tag in Lourdes steigen wir noch hoch auf die imposante Festung. Von hier aus sehen wir schneebedeckte Berge und den heiligen Bezirk (dessen Besuch sparen wir uns für morgen auf). | |
8.11.21 | Am Rande der Pyrenäen: Jetzt geht es Richtung Lourdes und zwar nicht auf der Schnellstrasse, sondern auf schmalen Wegen. Auf 1'000 Meter über Meer weiden noch Schafe, Pferde und auch einige Rinder. Nach 190 km kommen wir in Bétharram an, wo wir neben den Stromschnellen eines Flusses übernachten. | |
7.11.21 | Pilgerweg: Saint-Jean-Pied-de-Pont ist ein wichtiger Durchgangsort auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Hier gibt es ein Pilgerbüro (zum Beispiel für Pilgerausweise und -stempel), Orte zum Übernachten (ab 12 € inkl. Frühstück) und Läden mit Pilgerbedarf. Wir fahren entlang des Pilgerweges in die Pyrenäen und sind plötzlich in Spanien. Bis zum nächsten Morgen bleiben wir auf der Passhöhe. Der Wind rüttelt am Fahrzeug, viele Nebelschwaden ziehen vorbei - aber nur wenige Pilger*innen. Auch wir wandern am kommenden Tag auf dem Pilgerweg bis nach Roncesvalles und kehren dort in der Herberge ein. | |
6.11.21 | Baskenland: Sobald wir Biarritz ostwärts verlassen haben, fällt uns die zweisprachige Beschilderung auf, und es wird uns bewusst, dass wir im Baskenland sind. Unterwegs sehen wir in einem Dorf seltsame Gestalten mit einem Paar Schellen am Rücken, welche uns an Silvesterkläuse von Urnäsch erinnern. Weiter geht es zu unserem ersten Ziel Espelette (2'000 Ew.). Dieser Ort ist für den Anbau von Paprika (Piment) bekannt und alles ist hier auf deren Vermarktung ausgerichtet. Trotzdem gefällt uns das schmucke Dorf mit roten Fensterläden, Paprikaschoten an den Hauswänden und einigen Männern mit Baskenmützen. | ......................... |
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